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«Jenzerwurz und Chäslichrut»

Pflanzliche Hausmittel für Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Pferde.
Haupt Verlag, Bern 2013, 227 Seiten, Fr. 37.90

Über 400 Rezepten pflanzenkundiger Bündner Tierhalter hat die Tierärztin Franziska Klarer als bemerkenswerte Sammlung zusammen getragen. Das Buch,  verfasst mit dem Phytopharmazie-Experten Beat Meier und der österreichischen Tierärztin Elisabeth Stöger, bewahrt dieses Wissen vor dem endgültigen Verlust. Hinsichtlich des permanent steigenden Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung haben die Autorinnen ein Zeichen gesetzt. Ihre Forschung wurde von Fachleuten und diversen Organisationen unterstützt.
Bleibt zu wünschen, dass sich mehr und mehr Beteiligte für bewussteren Umgang mit Tier und Pflanze entscheiden, was schlussendlich unserer Gesundheit entgegenkommt.

Samengärtnerei Zollinger

 

Dieses Jahr findet der Besuchstag am 12. Juli von 10-17 Uhr statt.

Vor ein paar Jahren fuhr ich selber hin. Allein. Niemand wollte mit mir im Hochsommer die lange Bahnfahrt antreten, um eine wenn auch weit herum bekannte Samengärtnerei im Wallis zu besuchen. Vorstellungen hatte ich keine, war es doch meine erste Besichtigung eines Knospe-Saatgut-Betriebs. Christine und Robert Zollinger führten uns in ihr Gebiet ein und durch ihre verschiedenen Anbauflächen hindurch. Das engagierte Gründerpaar beeindruckte nicht nur mich mit einem riesigen Erfahrungsschatz.

Wie feine Bänder von Stickereien auf einem riesigen Tisch ausgelegt, wirkten die Felder. Viele Pflanzen stehen um diese Zeit in Blüte – auch hier im Rhone-Delta. Die reiche Fülle an Farben, Formen und Texturen, soweit das Auge reicht, berührte mich.

Im einem der Felder stand mittendrin, Robert Zollinger. Er erzählte vom Gärtner-Alltag, den klimatischen Eigenheiten der Gegend, Nachbar-Anekdoten und von all den Freuden und Widrigkeiten bei der Arbeit zur Samengewinnung. Alle Fragen der Besucherinnen wurden beantwortet.
Danach stärkte man sich mit frisch gebackenen Kuchen und Kaffee für die lange Rückfahrt. Aus dem Gemüsegarten gab’s diverse Tomaten und andere Gemüse zu kaufen. Und selbstverständlich konnte man sich für den Herbst und die nächste Saison mit Saatgut eindecken.

Der Leitsatz des Betriebs steht auf der Website von Zollingers .
«Alle Arbeitsschritte – vom Samen bis wieder zum Samen – erfolgen bei uns in der Samengärtnerei.»

Diese Haltung bietet uns als Konsumentinnen eine gewisse Transparenz, wie produziert wird und garantiert einen verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzen und Boden. Mir persönlich ist das wichtig. Nun weiss ich, dass die Samen, die ich in meinen Garten setze, mit Wertschätzung und Bewusstsein aufgezogen wurden. Den weiten Weg nach Les Evouettes im Wallis zu machen, lohnte sich allemal.

Website Botanicus Vienna

Botanicus – finest organic skincare since 1992

Im Online Shop bietet das kleine Unternehmen Kosmetik der Best-Klasse an. Fest in den Händen von engagierten Frauen betreibt Botanicus Vienna mittlerweile auch Shops in anderen österreichischen Städten.

Beim Besuch im Wiener Laden an der Margaretenstrasse 80 wurde ich kompetent beraten und hätte noch Stunden damit verbringen können, die mit viel Wissen und Wertschätzung hergestellten Crèmes, Seifen, Blütenwasser usw. auszuprobieren.

Matchs und Sweets

Im Land der aufgehenden Sonne

Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung. Runde zehn Wochen in Japan reisen und in Kyoto japanisch lernen. Mein grösstes Interesse liegt bei Tempelgärten und Landschaftsparks. In Kyoto bin ich dafür genau am richtigen Ort.

Shikoku, die Insel in Schmetterlingsform
Ende Juni  direkte Landung im japanischen Hochsommer. Bereits ist es heiss und feucht, fast 39 Grad Celsius. Eine Woche lang, geht es nun im Eiltempo durch Shikoku. Ich geniesse die Tage in der wilden Natur. Ein gemächlicheres Leben findet hier statt. Weniger Busse und Züge fahren, dafür mehr Begegnungen mit unglaublich hilfsbereiten Menschen an bezaubernden Orten. Die Zeit scheint zu fliegen. Nachdem ich Naruto, den grossen Wasserwirbel zweier aufeinandertreffender Meere, hinter mir lasse und über die Brücke zurück nach Honshu fahre, spüre ich inneren Widerstand gegen die grosse Stadt.

Kyoto
Die nächsten vier Wochen lebe ich mit einer japanischen Familie. Oha, zwei pubertierende Kinder, die manchmal hart am Limit diskutieren, sich unentwegt Rededuelle liefern. Besser, bleibt mir der genaue Wortlaut erspart. Hitomi-san, die Mutter arbeitet für zwei, und gleicht die manchmal angespannte Atmosphäre durch ihre Fröhlichkeit wieder aus. Der Vater glänzt mehrheitlich durch Abwesenheit. Sehr traditionell arbeitet er 6 Tage die Woche und hat das ganze Jahr keine Ferien.
Dann finden Einstufungstest und Open-Ceremony in der Sprachschule statt. Feiertage kommen dazwischen, an denen wir auch das grosse Sommerfestival ‚Gion Matsuri‘ besuchen. Eine Woche später geht’s richtig los mit dem Unterricht. Harter Tubak – für das mittlere Level in das ich eingestuft wurde, fehlen mir ein paar Lektionen. Ich beiss mich durch, bin richtig gefordert mit den jungen Menschen um mich herum.
Viele Studentinnen aus Taiwan, Malaysia und Indonesien kommen hierher um japanisch zu lernen. Sie hoffen auf Möglichkeiten Geld zu verdienen, zuhause oder hier. Manche werden in Kyoto und Tokyo nach Arbeit suchen und sogenannte Praktikas machen, was nichts anderes heisst, als schlechtbezahlte Jobs zu erledigen. Steuerabgaben und Versicherungsbeiträge werden so umgangen.
An den Freitagnachmittagen, unternehmen wir kulturelle Ausflüge. Wir sehen Gärten, Tempel, Schreine und wir besuchen Museen, Festivals und andere Sehenswürdigkeiten. Wir lernen wie man sich an einer Teezeremonie verhält, wir sehen eine Kimono-Show (nicht meine erste, deshalb langweile ich mich). Während der Woche, bin ich nachmittags meistens alleine unterwegs und besuche, abseits vom Touristenpfad, kleine Tempelgärten. Das ist für mich Zen. Den Kopf leeren, schauen und den Moment geniessen.

Erlösung in den kühlen Bergen
Die Hitze bleibt. Das macht’s mir schwer zu lernen. Nach dem Wechsel aus der Enge des Familienhauses in ein kleines Apartment, fühl ich mich etwas freier. Nach weiteren drei Wochen neigt sich für mich der Schulbesuch dem Ende entgegen. Darüber bin ich nicht unglücklich. Die Abschiedszeremonie mit den unzähligen Fotos, die geschossen werden, lass ich mit guter Miene über mich ergehen.
Mit dem Zertifikat in der Tasche, reise ich schnurstracks in die Berge nach Takayama. Hier ist es kühler, nachts sogar angenehme 26 Grad. Endlich wieder mal ohne Aircondition schlafen.
So richtig wandern, wie wir es in der Schweiz gewohnt sind, geht leider nicht. Die eher spärlichen Wanderrouten haben ein hohes Niveau, sind nur ratsam mit Führer zu machen. Die leicht erreichbaren Ausflugsziele, werden von ‚Krethi und Plethi‘ besucht und erinnern mich an Familienausflüge der Kindheit. Natürlich könnte man auf eigene Faust höher in die Berge steigen. Aus Erzählungen von Freunden und aus eigener Erfahrung, weiss ich jedoch, dass man gut ausgerüstet sein muss, besser nicht alleine geht und bezüglich Länge der Touren in Japan seine Überraschungen erleben kann. Trotzdem gefällt’s mir sehr hier. Besonders das Essen ist göttlich mit Bergkräutern und gegrillten Fischgerichten.

Zum Schluss
Nach weiteren zwei Wochen habe ich ‚Stalldrang‘. Die leise Hoffnung, an der Ostküste doch noch ins Meer steigen zu können, hat sich erübrigt. Quallen-Alarm und schwieriger Zugang zum Meer mit öffentlichen Verkehrsmitteln tun das ihrige dazu. Zwar besuche ich dort noch ein, zwei Orte bzw. Gärten, aber Takayama lotst mich zurück.
Am Tag der Abreise fahre ich Richtung Osaka. Nach der letzten Nacht in einem eher unpersönlichen Hotel, bringt mich der Shuttle Bus auf den Kansai Flughafen. Der Rückflug ist anstrengender als der Hinflug. Ich fühle mich kränklich und merke zuhause, dass was im Anzug ist.

Fazit
Nie wieder im Sommer nach Japan reisen. Shikoku mit mehr Zeit entdecken, die wirklich wilden Plätze suchen. Einer Pilgerroute folgen. An der Ostküste von Honshu baden. Sich überhaupt viel mehr Zeit lassen und sich auch mal treiben lassen.

Bamberg

Nach dem intensiven und überwältigenden Besuch der documenta 13 in Kassel, fuhr ich nach Bamberg. Im Vorfeld der Reise las ich, dass dort eine Landesgartenschau von April bis Oktober stattfinden würde. Ich fuhr aus dem Missverständnis heraus hin, eine bundesweite Ausstellung zu sehen und war vor Ort sehr überrascht, (nur) eine «Bayrische» vorzufinden.

Das Klein Venedig von Bayern
Trotzdem. Ich wurde nicht enttäuscht. Die rund tausendjährige Bamberger Altstadt, ein Weltkulturerbe, steht auf einer Fläche von 250 Hektaren und stellt einen der grössten zusammenhängender Altstadtkerne Europas dar. Die ursprüngliche Dreigliederung in geistliche Bergstadt, bürgerliche Inselstadt zwischen den beiden Flussarmen der Regnitz und der Gartenstadt im Osten bildet ein wunderbares Ensemble aus mittelalterlicher und barocker Baukunst. Mit zehn angesiedelten Brauereien ist Bamberg ausserdem eine «Bierstadt».
Die Flussfahrt auf der Regnitz begeisterte mich. Danach liess ich mir tatsächlich ein dunkles Bier durch die Kehle rinnen und ass echt deftig Bayrisches dazu.

Areal mit Geschichte
Am nächsten Morgen besuchte ich die Gartenschau. Das im Norden gelegene Gelände  mit denkmalgeschützten Gebäuden einer ehemaligen Textilweberei wurden extra für die Schau umgebaut. Kritik bis zu breitem Widerstand in der Bevölkerung erregte der Abriss von zwei Schleusenwärterhäuschen und die Rodung eines alten Obstbaumbestandes zu Gunsten der landschaftsarchitektonischen Planung für die Gartenschau. Generell kamen bei mir gemischte Gefühle beim Durchqueren des Areals auf. Das Gesamtkonzept konnte ich nicht genau enträtseln.

Einerseits waren da die üblichen Mustergärten angelegt, modern bis nostalgisch, die ganze Palette. Verschiedene Aspekte rund um das Thema ‚Gärtnern‘ in Pavillons und Beeten beleuchtet  auch nichts Neues. Andererseits bestückte man die früheren Räumlichkeiten der alten Weberei mit witzigen Kunstinstallationen. Dies erschloss sich einem nicht immer auf den ersten Blick, überraschte jedoch beim zweiten. Zusätzlich wurde die Geschichte, ‚Aufstieg und Niedergang‘ eines wichtigen Industriezweiges der Region, in einer Ausstellung visualisiert. – Das Wasser prägte über Jahrhunderte das Leben der Menschen hier und das ist auch heute noch sichtbar. 

Der Zaubergarten im Allgäu

 

Im Juni – ein Besuch in der Staudengärtnerei Gaissmayer im Allgäu organisiert von Bioterra. Der Schaugarten ist bezaubernd. Herrn Gaissmayer führt uns durch sein Lebenswerk, mit unglaublich grossem Wissensschatz, einer Menge Geschichten und einem Gespür für Feines und Deftiges. Ein Genuss. – Sein Engagement nicht nur in Sachen Stauden, ist beeindruckend. Ein Museum für Gartenkultur entsteht auf dem Gelände hinter der Gärtnerei. Auch wenn Illertissen nicht grad um die Ecke liegt, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall. Die Website gibt Auskunft über sämtliche Events rund um die Gärtnerei und den Schaugarten, sowie Herr Gaissmayers weitere Projekte.