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Durchs Sonnentor

Im Frühling fragte mich eine Freundin, ob ich auf eine kleine Reise nach Wien mitkommen möchte. Für mich war’s klar. Ja, mit einem Abstecher ins Waldviertel und einer sonntäglichen Betriebsführung bei Sonnentor, dem Bio-Betrieb für Tees und Kräuter in Österreich.

Wir kurvten durch eine hügelige Landschaft, in der sich dichter Wald mit Feldern und kleinen Tälern, abwechselt. Irgendwo ging’s dann links von der Hauptstrasse weg und wir hielten Ausschau nach dem Wegweiser zum Sonnentor. Die Strasse führte durch kleine Ortschaften und wir fragten uns schon, ob wir denn auch den richtigen Weg eingeschlagen hatten. Ganz unvermittelt waren wir plötzlich da, vor dem Sonnentor in Sprögnitz.
Etwas zu früh. Deshalb nutzten wir die Gelegenheit auch gleich im neueröffneten Restaurant etwas Kleines zu essen und uns danach im Laden umzuschauen. Jede von uns hatte eine Liste dabei.  Die Einkaufskörbe füllten sich schnell und wir freuten uns über die feinen Tees, Gewürze, Kräuter und Kekse, die wir erstanden hatten.

Die Stimmung war gut und die Führung konnte beginnen. Mit viel Humor und Fachwissen wurden wir durch ‚die heiligen Hallen’ gelotst. Der intensive Geruch von all den Kostbarkeiten begleitete uns während der ganzen Führung. Die Regale gefüllt mit Paketen bis unters Dach, angeschrieben mit den Herkunftsorten aus der ganzen Welt. Wir erfuhren eine Menge Zahlen vom Betrieb. Auch ein paar Geheimnisse der Kräuterverwertung flüsterte man uns ins Ohr. Die Führung neigte sich ihrem Ende entgegen und in einem grossen, hellen Saal naschten wir extra für uns bereitgestellte Kekse und tranken Tee. Uns wurde klar, dass der Text auf den Produkten nicht nur als Werbeslogan dient, sondern hier tagtäglich gelebt wird.

«Sonnentor steht für Frische, für beste Qualität, für sorgsame Verarbeitung. Und für natürliche, hochwertige und wertvolle Produkte» 

Produkte von Sonnentor sind schon seit vielen Jahren meine Favoriten, wenn’s um Tee- und Kräutermischungen geht. Interessiert verfolge ich Neuigkeiten und Veränderungen. Sonnentor trifft mit seinen Erzeugnissen in vielerlei Hinsicht den Nerv der Zeit. Die Namensgebung mancher Produkte lehnen sich stark an Bedürfnisse und Sehnsüchte unseres Lebens an. Wie zum Beispiel «Loslassen, Starker Wille, Schönen Feierabend, Wieder gut!» usw. Ich bin immer wieder überrascht vom Ideenreichtum gepaart mit viel Feingefühl, mit dem Sonnentor erspürt, was die Kundschaft beschäftigt.

Johannes Gutmann (Gründer von Sonnentor) ist ein weiteres Beispiel, wie mit viel Sorgfalt und Durchhaltevermögen einen Betrieb aufgebaut werden kann. Er verzichtet auf grosse Maschinenparks, weil ihm die Menschen und deren Handarbeit wichtiger ist.
Sonnentor ist eine Firma, die von allen Angestellten mitgetragen wird, den Bio-Bauern im Waldviertel sowie aller Zulieferländer und zu guter Letzt von Konsumentinnen und Konsumenten hier in Europa.

Der Betrieb wächst ständig. Da drängt sich bei mir die Frage auf, wo das denn nun hinführt. Kann die Qualität und das Engagement für Landschaft und Menschen vor Ort und in den vielen verschiedenen Ländern, beibehalten werden? Die Zukunft wird zeigen, wie mit dieser Expansion umgegangen wird. Die grosse Verantwortung, so mein Eindruck, wird von den vielen Menschen, die daran beteiligt sind, mit viel Engagement übernommen.

Die Sonnentor-Webseite bietet sehr viele Informationen nicht nur zu Sonnentors Kräuter- und Teehandel, sondern auch zu Veranstaltungen, die hier durchs Jahr organisiert werden. Zusätzlich kann man auch selber aktiv werden, in dem man Tipps zur Nachhaltigkeit beisteuert und im Gegenzug einige hilfreiche Hinweise, für ein achtsames Leben in Beruf und Freizeit, erhält.

Samengärtnerei Zollinger

 

Dieses Jahr findet der Besuchstag am 12. Juli von 10-17 Uhr statt.

Vor ein paar Jahren fuhr ich selber hin. Allein. Niemand wollte mit mir im Hochsommer die lange Bahnfahrt antreten, um eine wenn auch weit herum bekannte Samengärtnerei im Wallis zu besuchen. Vorstellungen hatte ich keine, war es doch meine erste Besichtigung eines Knospe-Saatgut-Betriebs. Christine und Robert Zollinger führten uns in ihr Gebiet ein und durch ihre verschiedenen Anbauflächen hindurch. Das engagierte Gründerpaar beeindruckte nicht nur mich mit einem riesigen Erfahrungsschatz.

Wie feine Bänder von Stickereien auf einem riesigen Tisch ausgelegt, wirkten die Felder. Viele Pflanzen stehen um diese Zeit in Blüte – auch hier im Rhone-Delta. Die reiche Fülle an Farben, Formen und Texturen, soweit das Auge reicht, berührte mich.

Im einem der Felder stand mittendrin, Robert Zollinger. Er erzählte vom Gärtner-Alltag, den klimatischen Eigenheiten der Gegend, Nachbar-Anekdoten und von all den Freuden und Widrigkeiten bei der Arbeit zur Samengewinnung. Alle Fragen der Besucherinnen wurden beantwortet.
Danach stärkte man sich mit frisch gebackenen Kuchen und Kaffee für die lange Rückfahrt. Aus dem Gemüsegarten gab’s diverse Tomaten und andere Gemüse zu kaufen. Und selbstverständlich konnte man sich für den Herbst und die nächste Saison mit Saatgut eindecken.

Der Leitsatz des Betriebs steht auf der Website von Zollingers .
«Alle Arbeitsschritte – vom Samen bis wieder zum Samen – erfolgen bei uns in der Samengärtnerei.»

Diese Haltung bietet uns als Konsumentinnen eine gewisse Transparenz, wie produziert wird und garantiert einen verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzen und Boden. Mir persönlich ist das wichtig. Nun weiss ich, dass die Samen, die ich in meinen Garten setze, mit Wertschätzung und Bewusstsein aufgezogen wurden. Den weiten Weg nach Les Evouettes im Wallis zu machen, lohnte sich allemal.

Mehr zur Bio-(Industrie)

Am 3.6. 14 sendet arte einen Beitrag mit dem Titel ‚Die Bio-Illusion‘.
Wer sich schon lange fragt, wie all die perfekten Lebensmittel mit Bio-Label in die Regale der Supermärkte kommen, findet hier eine Antwort.
Mir schwant, dass wir unsere Haltung der Biologischen Landwirtschaft gegenüber revidieren müssen. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, wie Lebensmittelindustrie und grosse Vertriebe unser Bedürfnis nach gesundem Essen für ihre Zwecke umleiten.
Meiner Meinung nach gilt auch hier, bewusster Umgang mit Land und Food hat seinen Preis. Sind wir bereit ihn zu zahlen?