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Frauen und ihre Gärten (Teil 2)

Das versteckte Juwel

Ein kleines Seitensträsschen im Seefeld führt zu Bettis Garten. Mir fällt zuallererst der alte, sehr gepflegte Brunnen ins Auge. Sie sagt mir, dass sie ihn einmal pro Monat selber reinigt. Überhaupt liebt es Betti zuzupacken. Seit sie vor einigen Jahren wieder ins Haus ihrer Eltern gezogen ist, gärtnert sie mit Leidenschaft. Vieles in Sachen Pflege hat sie sich selber beigebracht oder aus der Erinnerung, wie es ihre Mutter gemacht hat, weiterentwickelt.
In der Nähe des Brunnens steht ein Findling dicht mit Efeu überwachsen. Bettis Vater hat den Stein hier hin hieven lassen, weil er es leid war, den fast monatlich demolierten Gartenzaun jedesmal reparieren zu lassen. Das enge Einbahnsträsschen zwang die Autofahrerinnen oft, genau vor dem Garten umzudrehen und viele unterschätzten den Einfahrwinkel.

Das Haus wurde 1850 erbaut und ging Mitte 1960er Jahre in den Besitz von Bettis Vater über. Er nahm innen einige bauliche Veränderungen vor. Aussen jedoch hat es bis heute sein Erscheinungsbild behalten. Auch die Fassadenfarbe ist noch dieselbe.
Die Gestaltung des Gartens übernahm die Mutter. Sie erneuerte den Bauerngarten im Stile dieser Jahre und pflanzte viele Hochstamm Rosen. Die Kieswege wurden durch Granitplatten ersetzt. Obstspaliere und ein Feigenbaum zieren den Garten heute noch. Die Früchte davon werden jeweils zur Erntezeit zu feinen Konfitüren und Sirups verarbeitet.

Heute bezieht sich die Gestaltung des Gartens ganz und gar auf Bettis Ideen. Sie sagt, sie strukturiere und setze sogleich um. Betti verändert immer wieder mal den Standort der Töpfe samt Accessoires. Manchmal weicht Altes, um Neuem Platz zu machen.

«Oft vergesse ich die Zeit, weil ich mit all meinen Sinnen komplett im Garten versinke.»

Der Garten umrandet den Hausteil auf drei Seiten. Er selber wird von einer Hecke gänzlich eingegrenzt. Vorne auf der Stirnseite verbreitert sich der Garten auf ca. 7 Meter Rasenfläche mit Obstbaum. Links und rechts führt er als drei Meter breiter Streifen den Hauswänden entlang. Dort finden sich kleine Sitzplätze ebenso wie eine schattenspendende Pergola, bewachsen mit einer «Chatzeseicherli»-Weinrebe. Vorne an der Hausmauer, hängen beinah reife Aprikosen. Das Spalier wird, rechts von einer Rose, und links von einer Weichsel begleitet.

Betti hat die Bepflanzung möglichst einfach gehalten. Auf der rechten halbschattigen Seite wachsen Hortensien, Efeu, Rosen, Kräuter. Vorne in der Sonne Lavendel und diverse Stauden. Eine besonders schöne Echinacea alba dicht zusammen mit einer ‚pinken‘ Tellerhortensie fällt mir ins Auge.

Ich wende mich dem Hintereingang zu und bin vom alten Gartenzaun begeistert. Wer dort in den Garten eintritt, bemerkt die rote Ecke, ein rotes Tischchen eingerahmt von einer wunderschönen Goldmelisse, mit einer Wuchshöhe, die ich selten gesehen habe. Eine Zucchetti, Johanniskraut und ein «Oktoberli» mit dunkelrotem Blattwerk gesellen sich dort dazu.
Von hier aus geht der Blick zum rotkarierten Tischtuch dem prominentesten Sitzplatz im ganzen Garten. Unter der Birnbaum lässt es sich wunderbar mit Familie und Freunden sitzen, essen und trinken. Wer sich davon kurz ausruhen will, legt sich in die Hängematte, die am Obstbaum befestigt ist. Die Feuerschale steht auch in der Nähe. Sie dient Betti im Sommer als Grill und  in der Übergangszeit auch mal als abendlicher Wärmespender.

Als ich Betti und ihren Garten am Abend verlasse, werfe ich nochmals einen Blick zurück auf den Brunnen, das Haus und den winzigen Vorplatz. Hier an dieser Gartenhecke jedenfalls endet die Hektik von Zürich und ich freue mich, dass ich dieses kleine Juwel kennenlernen durfte.

Der Mönchspfeffer:

Bettis Lieblingspflanze in ihrem Garten. Er riecht gut, wenn man Blätter in der Hand verreibt. Im Topf ist der Strauch jedoch nicht winterhart. Der Mönchspfeffer gehört zur Gattung Vitex. Sein lateinischer Name Vitex agnus-castus bedeutet «Lamm keusch». Er wurde schon früh als Symbol sexueller Enthaltsamkeit von Mönchen benutzt. Im Mittelmeerraum findet man immer noch Weinkörbe aus den zähen Vitexruten.
Der Strauch blüht von Mitte Sommer bis in den frühen Herbst hinein. Er erreicht eine Höhe von bis zu 4 Metern. Die Blütenstände sind meistens violett oder blau. Aber auch rosa oder weisse Sträucher sind erhältlich.
Er liebt geschützte, sonnige und feuchte Standorte mit durchlässigen, nährstoffreichen Böden wie zum Beispiel an Flussufern. Sehr beliebt als Bienenweide, kann er als Spätblüher nochmals richtig Farbe in den Garten bringen. Seine Blätter und Triebe verströmen ein pfeffrig-würziges Aroma.
Die rundliche, schwärzliche Mönchspfeffer-Frucht mit etwa 2-3mm Grösse wird seit der Antike in der Naturheilkunde verwendet.
Quelle: Wikipedia, mein-schoener-garten.de.

Ein Beerengarten von Null auf Hundert

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Ende November. Im Familiengarten, vollkommen leer oder ’nackt‘ wie wir zu sagen pflegen, soll ein Beerengarten entstehen . Drei Monate später, wir scharren ungeduldig in den Startlöchern, geht’s endlich los. An einem trockenen Tag kommen die bestellten Beerensträucher, Heilpflanzen und Fruchtbäumchen. Zu dritt pflanzen wir sie ein. Ganz schön anstrengend. Am Schluss kommt Stolz und Freude auf.

 

 

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Regnerisches Wetter. Wir müssen nicht oft giessen. Alles wächst schön an. Nun heisst es warten. Wir überlegen, welche Gemüsesorten und welche Einjährigen Blumen wir in den Zwischenräumen aussäen wollen.

 

 

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Zwischen den Beerensträuchern säen wir Spinat, Knoblauch und Radieschen aus. Später folgen Kürbisse, Schnittsalat und Zwiebeln. Die Himbeeren werden hochgebunden.

 

 

 

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Das warme Wetter und der Regen zwischendurch lässt die Pflanzen ‚explodieren‘. Letzten Samstag haben wir erstmals einen Nachmittag lang gejätet. Zur Belohnung gab’s bereits eine Handvoll Spinat zum Ernten.

 

 

 

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Juni. Die Pflanzen explodieren geradezu. Völlig unerwartet im ersten Jahr, gibt es bereits Walderdbeeren, Stachelbeeren, Maulbeeren und Himbeeren zu ernten. Auch die Heilpflanzen fühlen sich wohl und beginnen ihre Blüten zu entfalten.

 

 

 

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Ende August. Trotz des wechselhaften Wetters entwickelt sich alles prächtig. Die Kürbisse zwischen den Beeren im Frühjahr gesetzt, haben eine beachtliche Grösse angenommen. Auch die Herbsthimbeeren brauchen nicht mehr lange bis zum Pflücken.

 

Herbstanfang

 

 

 

Der Herbst beginnt und damit auch das Abernten. Die Himbeersträucher tragen immer noch viele Beeren. Auch die Kürbisse und Sonnenblumen erreichen für mein Empfinden Rekordgrössen. Zumindest dafür war der viele Regen während des Sommers gut. Wir sind zufrieden.

Reife Beeren

Auf meinem Weg ins Büro macht sich der Herbst bemerkbar. An einer besonders exponierten Stelle etwas über der Stadt, stehen ein paar Wildrosensträucher und einige Obstbäume. Daran hängen viele Früchte, parat zum Ernten. Die Besitzerverhältnisse sind mir unbekannt, deshalb lass ich es bleiben mit dem Abzupfen.
Genau dieses Thema haben sich ein paar junge Leute zum Ziel gemacht: In Vergessenheit geratene Früchte wieder in die Wahrnehmung zu rücken. Die Website mundraub.org ist als Plattform aufgebaut. Nutzerinnen und Nutzer veröffentlichen auf der Mundraub-Map Standorte echter Bäume, Sträucher und Kräuter. Statements des Teams, Blog-Einträge, Links und Tipps zum Thema Obst ergänzen die Informationen.