Frauen und ihre Gärten (Teil 4)

Ein neuer Garten am Bodensee

An einem leicht bedeckten Tag im Juni, fahre ich in die Ostschweiz um Claudias Garten zu porträtieren. Ideal um zu fotografieren, die Farben wirken ohne direkte Sonneneinstrahlung viel intensiver.
Der 400m2 grosse Garten wurde vor zwei Jahren angelegt. Davor stand hier eine ausgebaute Holzbarracke, die früher mal eine riesige Druckmaschine beherbergte. Als Claudia und Kaspar die Gebäude erwerben konnten, eröffneten sie einen Kulturtreffpunkt in der Baracke, der lange Jahre das Kulturleben der Region bereicherte.
Das Haus nebenan in dem die damals 6-köpfige Familie wohnte, hat das Paar verkauft um den neueren Teil im industriellen Stil aufstocken zu können. Das dabei entstandene Flachdach wurde zur Dachterrasse und bietet einen herrlichen Blick in den Garten und auf der anderen Seite über den See.
Nach dem Umbau des Hauses, war die Gestaltung des Gartens dran. Ein Gärtner baute die ‚Hardware’. Das heisst: die breitseitige durchgehende Terrasse mit Holz-Deck und den drei Stufen, den Eingangsbereich mit Gartentor seitlich mit Stein-Platten eingerahmt und in Abständen auf dem Boden ausgelegt. Zudem lieferte er eine ca. 20cm dicke Humusschicht, welche Claudia für die Bepflanzung einarbeiten konnte. Und als letztes den Jura Kies. Ausgewählt, weil er mit dem Jura Putz des Hauses korrespondiert und seine helle Farbe an südliche Gärten erinnert.
Claudia hat den Garten selbst entworfen und umgesetzt. Die Bepflanzung kam eher zufällig zustande. Sie kaufte in umliegenden Gärtnereien und Gartencenter, was gerade erhältlich war. Sie hat Bestehendes mit neuen Pflanzen arrangiert, manchmal versetzt in anderen Kombinationen wieder eingepflanzt. Tendenziell mussten trockenresistente Pflanzen her. Solche, die dem sandigen Boden und der eher dünnen Humusschicht Rechnung tragen.
Claudia bevorzugt einen Mediterranen Stil. Verschiedene Gräser wie das Fadengras oder Steppenpflanzen wie Verbena bonariensis und Perovskia atriplicifolia bilden kleine Gruppen, die sich perfekt ins Gesamtbild einfügen. Natürlich ist die neue Bepflanzung des Gartens noch nicht in sich verwachsen, das wird noch zwei, drei Jahre dauern. Das Gerüst jedoch ist angelegt und die Zeit wird das ihre dazutun.

«Früher habe ich mich im Garten verausgabt, heute kann ich geniessen und beobachten, was darin alles vor sich geht.»

Vom ebenerdigen Holzdeck aus, sieht man links der Länge nach ein etwa zwei Meter breites Staudenbeet, welches den Garten zum Nachbargrundstück abgrenzt. Dieses Beet bestand bereits im alten Garten und wurde passend im neuen Stil mit Gräsern aufgefrischt. In der Wartungsgrube der weiter oben erwähnten Druckmaschine befindet sich heute ein klassischer Goldfischteich mit Seerosen. Dieser Teil des Gartens ist bis zum Schattenplatz ausbetoniert um den Teich zu stützen und die Bereiche Sitzplätze, Grillieren vom Kiesgarten abzutrennen.
Den Jura Kies hat Claudia in kleinen Rundwegen durch die Bepflanzung ausgebracht. Diese Wege führen in geschwungenen Linien in den hinteren Teil des Gartens, der als Ruheplatz im Schatten genutzt wird. An heissen Tagen ziehen sich auch Hund und Katz dort hin zurück. Unter den Bäumen lässts sich angenehm Vögel und Insekten beobachten, lesen oder einfach nur den Moment geniessen. Die Bäume sind nach gewissen Kriterien ausgewählt. Der Feigenbaum wegen einer reichen Ernte, der Judasbaum wegen seiner tollen Blüte und der Lebkuchenbaum wegen seines wohlriechenden Laubes im Herbst. Dazu gesellt sich etwas weiter weg ein Blauglockenbaum, mit wunderschönen Frühlingsblüten. Ausserdem wachsen einige Weiden und ein Olivenbäumchen.
Überall stehen Töpfe, mitgebracht aus Ferien in südlichen Ländern. Manche sind bepflanzt, manche nicht. Auch der Jasmin, Claudias Lieblingspflanze schmiegt sich als Topfpflanze vertikal an die Frontwand (siehe Box).
Nach vielen Jahren als Familienfrau und Kulturschaffende ist der Garten ein Ort an dem Zeit und Müssiggang an erster Stelle stehen. Obwohl – ein neues Projekt könnte schon bald wieder um die Ecke blinzeln…

DER WINTERHARTE JASMIN

Dieser Strauch auch Pfeifenstrauch oder Bauernjasmin genannt ist eigentlich kein echter Jasmin. Seine lateinische Bezeichnung ist Philadelphus coronarius. Seine Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa. Er duftet im Frühling vor allem abends sehr intensiv. Und genau deshalb hat ihn die Gartenbesitzerin auch als Lieblingspflanze auserkoren.