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Amber in Jaipur

Paläste in Indien

Schon eine ganze Weile ist es her, seit ich durch Nordindien gereist bin. Beim Sichten der rund 400 Fotos, fühlte ich mich sofort wieder in jene Welt versetzt. Eine überwältigende Sinnesekstase an Gerüchen, Geräuschen, Farben, Stoffen und Materialien, die selbst als Erinnerung kaum schwächer geworden ist.

Gegensätze, Extreme sind ganz nah beieinander und überall sichtbar. Besonders in den Städten. Das Leben findet, auf der Strasse, auf den Plätzen, statt. Alles und Alle , Menschen, Tiere und jegliche Gefährte «wuseln» durcheinander, drängen sich durch enge Gassen oder auf breiten Strassen aneinander vorbei. Man kann es kaum glauben, dass all die vielen Menschen ihr Ziel je erreichen werden.

Meine Reise beginnt in Rajasthan. Musik und der indische «Sound» begleiten mich. Nirgends sonst ist die Luft mit solchen Vibrationen erfüllt. Vielleicht bin ich schon im Zustand des «einen halben Meter über dem Boden». Wirklich hier zu sein, fühlt sich an wie auf einem fliegenden Teppich.

Farbenprächtiges Wüstenland
Nach einer nicht enden wollenden Zugfahrt beginnt die Tour in Bikaner. Vierzehn Tage auf den Strassen Nordindiens ohne Regeln unterwegs, zwei- dreimal packt mich der nackte Horror bei den Ausweichmanövern, die der Fahrer Mr. Vipin ausführen muss. Er hat mein vollstes Vertrauen und fährt wirklich gut. Am Strassenrand tauchen Kuriositäten auf. Neue fertiggestellte, aber leere Tankstellen oder Kamele die mit seltsamen Mustern geschoren anmuten, als kämen sie direkt von einem Wüstenfest.

Besuche von Palästen und Tempeln wie aus Tausend und einer Nacht. Der Jain Tempel in Ranakpur, berühmt als heilige Stätte der Jainas. Aus cremefarbenem Marmor ist die Anlage üppig ausgeschmückt wie keine zweite.
Oder der Deshnoke Rattentempel, an der Grenze des erträglichen, da barfuss durchzutapsen. Die Reise führt durch Jodhpur, die blaue Stadt, Udaipur die weisse Stadt und schliesslich Jaipur, die rote Stadt.
Dazwischen ruhige Forts, in kleinen Dörfern, durch die mich die Menschen führen, mitten in Senffeldern, angebaut weil mit Senföl täglich gekocht wird.
Dann die Krönung. Auf dem Weg nach Dehli liegt mein eigentliches Ziel, der Taj Mahl in Agra – sieh selbst. Obwohl die Tore am frühen Morgen gerade erst geöffnet haben, wartet bereits eine lange Schlange von Besucherinnen. Nach eingehender Kontrolle durch eine Sicherheitsbeamtin, bin ich endlich drin. Mir fehlen die Worte. Ich geniesse die Besichtigung in vollen Zügen, spaziere hin und her, schaue mir Details an und möchte mir alles genau einprägen. Nach drei Stunden torkle ich sozusagen zurück zum Auto, ganz verzaubert.

Varanasi – mitten drin und drum herum
In Dehli treffe ich die Gruppe mit der ich die Stadt am Ganges kennenlernen will. Sich kaum beschnuppert, geht’s schon los. Schnurstracks werden wir zum Zug begleitet und in unsere Abteils verfrachtet. Nach einer holprigen Fahrt durch stockdunkle Nacht, treffen wir am nächsten Morgen in Varanasi ein. Wieder geht’s zügig in Autos vom Bahnhof durch die Stadt direkt zum Hotel Ganges View. Dort treffen wir Uma unsere Reiseleiterin für die nächsten zwölf Tage. Nochmals eine Steigerung an Eindrücken, alles ist hautnah, das Leben und das Sterben. Jeder von uns wird davon mal einen Tag pausieren müssen. Die Flut der eigenen Gefühle und Reaktionen, erschwert die Verdauung oder die Atmung. Die Gruppe jedoch trägt und das ist gut.
Wir hören viel Musik und die Atmosphäre vor allem die Klangwelt am und auf dem Ganges, an den Ghats, in den Gassen und im Hotel, bezaubert uns alle.

Neu und alt vermischen sich
Das Jahresende in Neu Dehli in diesem riesigen Hotel mutet seltsam an. In den Restaurants ist was los, aber das Buffett öffnet erst um 22.30 Uhr, nach zwei Gläsern Rotwein bin ich schon ziemlich bedient. Nach dem Essen, leider nichts besonderes, startet das neue Jahr mit TV und einem Höllenlärm auf den Strassen.
Am 1. Januar gehe ich auf Sightseeing Tour in die Freitagsmoschee, ins Rote Fort und den friedlichen und sehr gepflegten Lodi Gärten.
Am letzten Tag kauf ich noch ein paar Geschenke ein im Connought Circus. Das wars. Auf Wiedersehen Indien, bis zum nächsten Mal.

 

Matchs und Sweets

Im Land der aufgehenden Sonne

Ein lang gehegter Wunsch geht in Erfüllung. Runde zehn Wochen in Japan reisen und in Kyoto japanisch lernen. Mein grösstes Interesse liegt bei Tempelgärten und Landschaftsparks. In Kyoto bin ich dafür genau am richtigen Ort.

Shikoku, die Insel in Schmetterlingsform
Ende Juni  direkte Landung im japanischen Hochsommer. Bereits ist es heiss und feucht, fast 39 Grad Celsius. Eine Woche lang, geht es nun im Eiltempo durch Shikoku. Ich geniesse die Tage in der wilden Natur. Ein gemächlicheres Leben findet hier statt. Weniger Busse und Züge fahren, dafür mehr Begegnungen mit unglaublich hilfsbereiten Menschen an bezaubernden Orten. Die Zeit scheint zu fliegen. Nachdem ich Naruto, den grossen Wasserwirbel zweier aufeinandertreffender Meere, hinter mir lasse und über die Brücke zurück nach Honshu fahre, spüre ich inneren Widerstand gegen die grosse Stadt.

Kyoto
Die nächsten vier Wochen lebe ich mit einer japanischen Familie. Oha, zwei pubertierende Kinder, die manchmal hart am Limit diskutieren, sich unentwegt Rededuelle liefern. Besser, bleibt mir der genaue Wortlaut erspart. Hitomi-san, die Mutter arbeitet für zwei, und gleicht die manchmal angespannte Atmosphäre durch ihre Fröhlichkeit wieder aus. Der Vater glänzt mehrheitlich durch Abwesenheit. Sehr traditionell arbeitet er 6 Tage die Woche und hat das ganze Jahr keine Ferien.
Dann finden Einstufungstest und Open-Ceremony in der Sprachschule statt. Feiertage kommen dazwischen, an denen wir auch das grosse Sommerfestival ‚Gion Matsuri‘ besuchen. Eine Woche später geht’s richtig los mit dem Unterricht. Harter Tubak – für das mittlere Level in das ich eingestuft wurde, fehlen mir ein paar Lektionen. Ich beiss mich durch, bin richtig gefordert mit den jungen Menschen um mich herum.
Viele Studentinnen aus Taiwan, Malaysia und Indonesien kommen hierher um japanisch zu lernen. Sie hoffen auf Möglichkeiten Geld zu verdienen, zuhause oder hier. Manche werden in Kyoto und Tokyo nach Arbeit suchen und sogenannte Praktikas machen, was nichts anderes heisst, als schlechtbezahlte Jobs zu erledigen. Steuerabgaben und Versicherungsbeiträge werden so umgangen.
An den Freitagnachmittagen, unternehmen wir kulturelle Ausflüge. Wir sehen Gärten, Tempel, Schreine und wir besuchen Museen, Festivals und andere Sehenswürdigkeiten. Wir lernen wie man sich an einer Teezeremonie verhält, wir sehen eine Kimono-Show (nicht meine erste, deshalb langweile ich mich). Während der Woche, bin ich nachmittags meistens alleine unterwegs und besuche, abseits vom Touristenpfad, kleine Tempelgärten. Das ist für mich Zen. Den Kopf leeren, schauen und den Moment geniessen.

Erlösung in den kühlen Bergen
Die Hitze bleibt. Das macht’s mir schwer zu lernen. Nach dem Wechsel aus der Enge des Familienhauses in ein kleines Apartment, fühl ich mich etwas freier. Nach weiteren drei Wochen neigt sich für mich der Schulbesuch dem Ende entgegen. Darüber bin ich nicht unglücklich. Die Abschiedszeremonie mit den unzähligen Fotos, die geschossen werden, lass ich mit guter Miene über mich ergehen.
Mit dem Zertifikat in der Tasche, reise ich schnurstracks in die Berge nach Takayama. Hier ist es kühler, nachts sogar angenehme 26 Grad. Endlich wieder mal ohne Aircondition schlafen.
So richtig wandern, wie wir es in der Schweiz gewohnt sind, geht leider nicht. Die eher spärlichen Wanderrouten haben ein hohes Niveau, sind nur ratsam mit Führer zu machen. Die leicht erreichbaren Ausflugsziele, werden von ‚Krethi und Plethi‘ besucht und erinnern mich an Familienausflüge der Kindheit. Natürlich könnte man auf eigene Faust höher in die Berge steigen. Aus Erzählungen von Freunden und aus eigener Erfahrung, weiss ich jedoch, dass man gut ausgerüstet sein muss, besser nicht alleine geht und bezüglich Länge der Touren in Japan seine Überraschungen erleben kann. Trotzdem gefällt’s mir sehr hier. Besonders das Essen ist göttlich mit Bergkräutern und gegrillten Fischgerichten.

Zum Schluss
Nach weiteren zwei Wochen habe ich ‚Stalldrang‘. Die leise Hoffnung, an der Ostküste doch noch ins Meer steigen zu können, hat sich erübrigt. Quallen-Alarm und schwieriger Zugang zum Meer mit öffentlichen Verkehrsmitteln tun das ihrige dazu. Zwar besuche ich dort noch ein, zwei Orte bzw. Gärten, aber Takayama lotst mich zurück.
Am Tag der Abreise fahre ich Richtung Osaka. Nach der letzten Nacht in einem eher unpersönlichen Hotel, bringt mich der Shuttle Bus auf den Kansai Flughafen. Der Rückflug ist anstrengender als der Hinflug. Ich fühle mich kränklich und merke zuhause, dass was im Anzug ist.

Fazit
Nie wieder im Sommer nach Japan reisen. Shikoku mit mehr Zeit entdecken, die wirklich wilden Plätze suchen. Einer Pilgerroute folgen. An der Ostküste von Honshu baden. Sich überhaupt viel mehr Zeit lassen und sich auch mal treiben lassen.